Bücherverbrennung in Rostock

Am 10. Mai 1933 wurden in ganz Deutschland Bücher, die von den Nazis auf eine schwarze Liste gesetzt wurden, auf Scheiterhaufen verbrannt. Die Liste umfasste zum Schluss über 12.000 Buch- und Zeitschriftentitel von 149 Autoren. In Rostock fand die Bücherverbrennung auf dem damaligen Vögenteichplatz statt. Diese Aktionen von Studenten der nationalsozialistischen Studentenorganisation standen unter dem nationalistischen Motto „Wider den undeutschen Geist!“ und richteten sich gegen Werke humanistischer Dichter und Denker. In bisher nachweislich zwei Städten Deutschlands wurden vor der Bücherverbrennung „Schandpfähle“ errichtet, an die unliebsame Bücher der schwarzen Liste von Studenten genagelt wurden - Rostock war eine davon. Dieser Schandpfahl wurde am 5. Mai 1933 vor der Rostocker Universität aufgestellt. An einen groben, mannshohen Baumstamm wurden die Bücher von Kurt Tucholsky, Magnus Hirschfeld, Erich Maria Remarque, Emil Ludwig, Lion Feuchtwanger, Stephan Zweig und Vicky Baum sowie die Zeitschrift „Die Weltbühne“ genagelt.

Manche Autoren waren sogar anwesend, als ihre Werke verbrannt wurden, wie Erich Kästner in Berlin:

„Ich stand vor der Universität, eingekeilt zwischen Studenten in SA-Uniformen, den Blüten der Nation, sah unsere Bücher in die zuckenden Flammen fliegen und hörte die schmalzigen Tiraden des abgefeimten kleinen Lügners. Begräbniswetter hing über der Stadt[...].“

Unter dem Motto: „Wider Intoleranz, Völker- und Rassenhass“ organisierte der Verein „Bücherverbrennung 1933“ am 5. Mai 2003 anlässlich des 70. Jahrestages der Bücherverbrennung und der Aufstellung des Schandpfahls eine Gedenkveranstaltung vor der Universität Rostock. Es sprachen Vertreter des Vereins, der Gewerkschaft, der Kirche und weiterer Verbände. Mitglieder des Volkstheaters Rostock, Studenten der Hochschule für Musik und Theater sowie Gymnasiasten lasen aus Werken damals geächteter Autoren vor. Außerdem wurde das Projekt des B+S Verlages „Das verbrannte Buch“ vorgestellt. Dieser kleine Rostocker Verlag hat sich die Aufgabe gestellt, verbrannte Bücher wieder aufzulegen. Am 5. Mai 2003 konnten sieben Bücher verschiedener Autoren auf der Veranstaltung des Vereins der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Zeitenspringerteam: Rostocker Stadtjugendring e.V.

Quelle: http://www.buntstattbraun.de/Rede_Monika_Kaening.1676.html